Das Präsidium und der Vorstand des Deutschen Handballbundes (DHB) haben am heutigen Mittwoch beschlossen, den Spielbetrieb der 3. Liga Corona-bedingt bis Ende des Jahres auszusetzen. Eine Wiederaufnahme ist derzeit zum Wochenende 9./10. Januar beabsichtigt, sofern dies die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie zulässt.
„Unser oberstes Ziel ist es weiterhin, verantwortungsvoll Möglichkeiten für Handball zu schaffen. Priorität haben dabei Wiederaufnahme und Fortführung des Trainings. Dies gilt insbesondere für die Nachwuchstalente. Unabhängig von der formalen Einordnung als Profi- oder Amateursport kämpfen wir für alle Mannschaften auf politischer Ebene darum, dass sie trainieren können, wenn sie dies tun wollen“, sagt Mark Schober, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Handballbundes. „Wir haben hierfür im ersten Lockdown mit dem Leitfaden ,Return to play‘ die Basis für in den Vereinen in der Zwischenzeit bewährte Hygienekonzepte geschaffen. Diese werden auch in der jetzigen Phase eine elementare Hilfe sein.“
Der Deutsche Handballbund hat in den vergangenen beiden Wochen mit Spielkommission 3. Liga und Jugendspielausschuss alle Vereine in die Situationsanalyse eingebunden, mit den zuständigen Gremien unter anderem spieltechnische Szenarien entwickelt und als maßgeblichen rechtlichen Rahmen auch die Corona-Schutzverordnungen der Bundesländer ausgewertet. Von insgesamt 131 Mannschaften der 3. Liga (72 Männer, 59 Frauen) haben derzeit ein Drittel keine Erlaubnis, weiter zu trainieren. Etwa die Hälfte dürfte den Spielbetrieb auch ohne Zuschauer nicht aufnehmen. Insgesamt ergibt sich für die 3. Liga ein heterogenes Bild auch, was die Einordnung als Amateur- oder Profisport betrifft.
Am Dienstagabend tauschte sich der Deutsche Handballbund in einer Videokonferenzen mit den Vereinen der 3. Liga aus. „Wir verstehen die Nöte vor Ort. Es ist jetzt unsere gemeinsame Aufgabe, Wege zu finden, wie der Handball in der 3. Liga aktiv bleibt und welche Formen des Spielbetriebs möglich und sinnvoll sind. Im ersten Schritt hat die Sicherung des Trainingsbetriebes Priorität“, erklärt Schober. „Wir müssen mit Blick auf die Gesundheit aller immer verantwortungsvoll handeln, aber auch weiter mutig das Mögliche planen – mit der Bereitschaft, sehr flexibel zu reagieren.“
Matthias Kohlstrung, Vereinsvertreter in der Spielkommission 3. Liga, sagt: „Wir wollen versuchen wieder zu spielen, sofern das möglich ist. Das sind wir unserem Handball schuldig. Allerdings müssen wir auch die bestmögliche Sicherheit für unsere Spieler erreichen.“
DHB und Spielkommission 3. Liga werden in den kommenden Wochen weiter beraten, wie die Saison 2020/21 fortgesetzt werden kann, welches Testkonzept gegebenenfalls zum Einsatz kommen könnte, wo und in welchem Umfang Publikum ermöglicht werden kann sowie welche Anpassungen des Modus gegebenenfalls erforderlich sind. Zudem wird der DHB auf politischer Ebene weiter für eine Corona-Förderung der Vereine kämpfen.
Team-Manager Dirk Müller zu der gemeinsamen Video-Konferenz mit dem DHB: "Es wurde gemeinsam ergebnisoffen diskutiert und wir als Vereine konnten konstruktiv daran mitarbeiten. In den nächsten Wochen werden wir ein weiteres solches Treffen haben um die Situation weiter zu erörtern. Die bisher vorgestellten Varianten einer möglichen Fortsetzung klingen zunächst ganz gut; eine endgültige Entscheidung wollen und können wir aber nur von der weiteren pandemischen Entwicklung abhängig machen."
Es bleibt dabei – auswärts ist für den HSV Hannover in dritten Liga Nord-West nichts zu holen. Auch beim zweiten Ausflug nach Ostwestfalen verloren die Anderter mit 27:30 (14:16) bei Team Handball Lippe II. „Wir wollten das Spiel nicht gewinnen“, stellte Trainer Robin John mit einer Portion Sarkasmus fest.
In der 53. Minute hatte Kevin Klages zur 26:25-Führung getroffen, danach wurde vier Bälle völlig blank vor dem Tor verballert. Dreimal gewann Lemgos Torhüter das Duell gegen die Schützen, einmal strich die Kugel über die Latte. Der Treffer zum 27:28 (58.) von Robin Müller änderte nichts mehr, weil sich der Torschütze im Gegenzug auswackeln ließ und eine Zwei-Minuten-Strafe bekam. „Es waren am Ende zu viele Fehler. So gewinnt man kein Spiel“, sagte John. Trotz 30 Gegentoren sah er gegenüber der Klatsche gegen Hagen eine klar verbesserte Abwehr, weil es gelang, den Gegner oft ins Zeitspiel zu treiben.
„Aber wir kassieren vier Tore nach Abprallern“, ärgerte sich der HSV-Coach.
Auch den ersten Treffer erzielten nach 150 Sekunden die Hausherren, bis zum 6:5 (11.) durch Klages legte dann der HSV vor. Den zwischenzeitlichen 8:10-Rückstand glich David Sauß (Foto) – mit sieben Toren bester Schütze – zum 13:13 (24.) aus. Sechs torlose Minuten führten zum 14:16-Rückstand zur Pause. Bis zum 21:23 (46.) liefen die Gäste aus Hannover diesen Zwei-Tore-Rückstand hinterher.
Dann traf Sauß per Doppelpack zum 23:23 (48.). Jetzt war der HSV war am Drücker, vergab aber in der Schlussphase leichtfertig den Auswärtssieg. Trotz 2:8 Punkten und weiterhin Platz 16 macht sich der HSV-Trainer noch keine Sorgen. „Wir sind auf einem guten Weg und hoffen jetzt auf die Rückkehr von Joel Wolf.“ Zumindest dem verletzten Spielmacher kommt die Coronapause nicht ungelegen.
Bis zum 15. November hat der DHB die Saison vorerst unterbrochen. „Ich hoffe, dass es so schnell wie möglich weitergeht“, wünscht sich John, der sich jedoch die Frage stellt, wie die der Spielplan angesichts der vielen Ausfälle eingehalten werden soll.
Es ist eine turbulente Woche nicht nur für die Drittligahandballer des HSV Hannover gewesen. Der Beschluss der Politik wirft einige Fragen auf. Für dieses Wochenende gibt es eine klare Meinung vom DHB: es wird gespielt.
Der HSV tritt in der Staffel Nord-West am Samstag (18 Uhr) im Kellerduell bei Team HandbALL Lippe II an: „Da müssen wir zeigen, dass wir besser Handball spielen können, als gegen Hagen“, sagt Trainer Robin John. Die 20:36-Klatsche gegen den Aufstiegsfavoriten ist aufgearbeitet. Der Coach machte es diesmal der Mannschaft zur Aufgabe, die Videoanalyse am Montag vorzubereiten. Nicht schön, aber so musste sich jeder nochmal mehr damit auseinandersetzen. Ab jetzt gilt der volle Fokus auf die nächste Aufgabe.
„Wir wollen die ersten Auswärtspunkte", betont John. Besonderen Druck nach Start mit 2:6 Punkten empfindet der HSVs-Trainer nicht: „Wir wussten ja vorher, dass wir ein schweres Auftaktprogramm haben."
Florian Schenker wird dabei vorerst fehlen. Er verdrehte sich nach einem Foulspiel gegen Hagen bereits in der 3. Minute das Knie. Die ersten Hoffnungen der Ärzte wurden nicht bestätigt: Schenker riss sich das Kreuzband – Saison gelaufen.
Der Trainer hofft, dass es in der Liga weitergeht: „Ich habe teilweise Verständnis für manche Maßnahmen, aber ich möchte gerne weiterspielen, denn das Virus wird auch durch die Pause nicht verschwinden. Wir müssen einen Weg finden, wie wir damit umgehen“, sagt der HSV-Coach. Wie es kurzfristig weitergeht, darüber müssen Politik und DHB entscheiden. Grundsätzlich gilt Handball in der dritthöchsten deutschen Spielklasse als bezahlter Sport, so dass das Verbot für den Amateursport nicht gelten würde. Der Deutsche Handballbund hat den Vereinen mitgeteilt, dass er diese Frage Anfang der kommenden Woche beantworten wird.